Pläne für die Plattform

Digitale Plattformen haben ein disruptives Potenzial, das den Maschinenbau in wenigen Jahren von Grund auf verändern könnte. WEISS bereitet sich schon jetzt auf die Märkte von morgen vor, um den Kundennutzen zu vergrößern und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. 


Plattformen sind das erfolgreichste Geschäftsmodell der Digitalökonomie. Innerhalb weniger Jahre haben es Disruptoren wie Amazon, Spotify, booking.com oder Tesla geschafft, traditionelle B2C-Märkte regelrecht umzukrempeln und nicht nur den Online-Handel zu dominieren.  

Verglichen damit steckt die Plattformökonomie im industriellen Bereich noch in den Kinderschuhen. Gerade einmal sechs Milliarden Euro wurden 2020 im europäischen Maschinen- und Anlagenbau über digitale Plattformen erwirtschaftet – weniger als ein Prozent vom Gesamtumsatz. Vor allem Verkaufsplattformen haben damit bislang nicht ansatzweise die disruptive Wirkung auf die Wertschöpfungsprozesse der Branche entfaltet wie im B2C, weil industrielle Güter wie Maschinen oder Komponenten zu komplex und zu spezifisch für den schnellen Einkauf per Mausklick sind. 

Unschlagbare Erfolgsfaktoren
Anzunehmen, dass die Disruption deshalb ausfällt, wäre jedoch naiv. Viel wahrscheinlicher ist, dass vermehrt Plattformen mit datenbasierten Geschäftsmodellen auf den Markt kommen, die einen prägenden Einfluss auf das Wertschöpfungsgeschehen haben dürften. Denn je stärker Maschinen-, Anlagen- und Komponentenbauer ihr Geschäft mit digitalen Services ausbauen, desto bedeutsamer werden Plattformen für die Realisierung, Skalierung und Monetarisierung des damit verbundenen Wandels.  

Für Unternehmen wird es deshalb immer wichtiger, frühzeitig über die Chancen und Möglichkeiten von Plattformen nachzudenken, um sich erfolgreich positionieren zu können. Denn anders als im B2C sind die Wachstumspotenziale für Plattformen im „Neuland“ B2B derzeit noch besonders groß – nicht zuletzt, weil sie Erfolgsfaktoren nutzen können, die traditionellen Märkten fehlen:

  • Plattformen senken die Transaktionskosten durch Standardisierung von Kommunikation, Datenaustausch und Vertragsbestandteilen. Die Transparenz von Angebot und Nachfrage wird erhöht, während automatisierte Vertrags- und Zahlungsprozessen den Aufwand verringern.
  • Das Plattformgeschäft ist beliebig skalierbar, weil sich digitale Produkte und Services ohne nennenswerte Zusatzkosten beliebig reproduzieren lassen, und zwar ohne dabei Lieferengpässe und Lieferketten beachten zu müssen.
  • Plattformen profitieren vom Netzwerkeffekt, demzufolge ein Produkt oder Service umso wertvoller ist, je mehr Nutzer auf eine Plattform zugreifen, wodurch wiederum die Nachfrage exponentiell steigt. Dadurch wächst der Ertrag für Plattformanbieter überproportional an, während die Grenzkosten stetig abnehmen.
     

Zwei Plattformtypen sind für den Maschinenbau relevant
Auch wenn Skeptiker zu bedenken geben, dass Plattformen in einem kleinteiligen und heterogenen Markt wie dem Maschinenbau niemals vergleichbare Volumina und Skaleneffekte wie etwa Amazon erreichen werden, ist ihr disruptives Potential auch in der B2B-Welt längst erkennbar. Dabei sind grundsätzlich zwei Plattformtypen zu unterscheiden, die für den Maschinenbau bedeutsam sind:

1. Transaktionszentrierte Plattformen
Transaktionszentrierte Plattformen ermöglichen den Austausch und Handel mit industriellen oder virtuellen Gütern zwischen Akteuren in einer einheitlichen digitalen Umgebung. Wichtige Services sind hier KI-basierte Matching-Tools, die Angebot, Nachfrage und potenzielle Kooperationspartner zusammenbringen, sowie standardisierte Transaktions-Tools für die Abwicklung von Geschäften. In der Regel übernehmen die Plattformbetreiber ausschließlich die Rolle eines Vermittlers. Typische Formen von Transaktionsplattformen sind B2B-Retail-Marktplätze wie Mercateo oder XOM Materials und Fertigungs-, Logistik- oder Vernetzungsplattformen wie MAX von Thyssenkrupp.

2. Datenzentrierte Plattformen
Datenzentrierte bzw. IoT-Plattformen wie MindSphere von Siemens oder ADAMOS, einer Allianz von Maschinenbauern und der Software AG, ermöglichen die Entwicklung von intelligenten Dienstleistungen. Die Betreiber stellen dazu eine digitale Infrastruktur in der Cloud bereit, über die sich eigene Services anbieten und Drittanbieter-Services nutzen lassen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Aufbau eines digitalen Ökosystems mit einem breiten Angebot an Anwendungen, die Unternehmen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette unterstützen.  

Ergänzt durch standardisierte Vernetzungstechnologien, eine Entwicklungsumgebung und KI-gestützte Datenaufbereitung bieten IoT-Plattformen Anbietern die Chance, neue Formen der Kundenbindung, neue Erlösquellen und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Gleichzeitig profitieren Anlagenbetreiber von integrierten Leistungsbausteinen zur Optimierung ihrer Gesamtanlageneffizienz (OEE) und zur Senkung ihrer Betriebsmittelkosten. 

Hohe Branchenanforderungen an Pattformbetreiber und -Modelle
Im Rennen um das erfolgreichste Betreibermodell liegen Transaktionsplattformen bislang vorne. Allerdings schätzen Marktbeobachter* den Beitrag von IoT-Plattformen zur Wertschöpfung im Maschinen- und Anlagenbau höher ein als den von Transaktionsplattformen. Der Grund: IoT-Plattformen bieten die Möglichkeit, digitale Services günstiger anzubieten und leichter einzusetzen. Dadurch lässt sich schneller ein höherer Kundennutzen erzielen. Demensprechend geht das Marktforschungsinstitut IDC davon aus, dass Plattformen das Geschäft von großen Herstellern schon in rund zwei Jahren dominieren und bis zu einem Drittel ihrer Einkünfte ausmachen werden.

Ob mittelständischen Unternehmen eine vergleichbar starke Transformation ihrer Geschäftsaktivitäten bevorsteht, ist dagegen noch weitgehend offen. Das gilt auch für ein innovatives Unternehmen wie WEISS, das bereits seit längerem auf Plattformen wie dem ISG TwinStore oder andugo.io aktiv ist.  

„Wir sehen durchaus erhebliche Potenziale, weshalb wir die nötigen Datenstrukturen schaffen und uns modular und skalierbar aufstellen, damit wir auf zukünftigen Marktplätzen vorne mitspielen können“, positioniert sich WEISS. „Aktuell gibt es aber noch keine Plattform, die alle Anforderungen des Maschinenbaus abdeckt.“ Gemäß WEISS würden so Plattformen für die Geschäftsanbahnung und die Beschaffung derzeit allenfalls Grundfunktionen bieten. „Da sind wir aber noch lange nicht im Engineering, bei Service-, oder After Sales Themen. Also da haben der Maschinen- und Anlagenbau und wir als Komponentenhersteller durchaus andere Prozesse zu bedienen und andere Mehrwerte zu liefern.“

Präsenz auf verschiedenen Marktplätzen zeigen
Zumindest theoretisch könnte sich das über Nacht ändern, wenn ein Tech-Gigant wie Amazon mit einem der Branchenführer kooperiert, um gemeinsam eine Infrastruktur aufzubauen, die Plattform-Knowhow mit dem Prozess- und Domänenwissen des Maschinebaus bündelt. In diesem Fall könnten viele Komponentenbauer massive Probleme bekommen. „Besonders diejenigen, die ihre Daten und Informationen noch nicht in der nötigen Menge und Qualität erfasst haben. Die werden zu langsam sein. Wer diesen Part schon im Griff hat, kann dagegen relativ leicht auf den Zug aufspringen und ohne größeren Zusatzaufwand mit dem Ökosystem skalieren“, ist sich der Automationsspezialist sicher.

Das Szenario, den aktuellen B2B-Plattformmarkt mit viel Geld und Knowhow neu zu ordnen, lässt sich zwar nicht ausschließen, ist derzeit aber reine Spekulation. Stattdessen stecken Investoren ihr Kapital aufgrund einer hohen Plattform-Sättigung im B2C vermehrt in den Aufbau von B2B-Plattformen, deren Anzahl in Europa bis 2025 von derzeit 300 auf über 1.000 anwachsen soll.

Im Rahmen seiner Plattform-Strategie schafft WEISS deshalb die Voraussetzungen dafür, auf mehreren Plattformen präsent sein zu können. Dazu müssen alle relevanten Daten zusammengeführt, über sämtliche Kanäle und Systeme hinweg synchronisiert und konsistent gehalten werden. Zudem erfordert die reibungslose Abwicklung auf allen Kanälen einheitliche Ende-zu-Ende-Prozesse. 

Enabler und Treiber für digitale Geschäftsmodelle​​​​​​​
Eine klare Präferenz für einen bestimmten Plattformtyp gibt es bei WEISS nicht. Beide sind wichtig. Gut gemachte Transaktionsplattformen werden dafür sorgen, dass Kunden bei austauschbaren Produkten mit geringem Individualisierungsgrad den direkten Draht zum Hersteller verlieren oder gar nicht erst aufbauen. Deshalb muss WEISS hier präsent sein.

Bei IoT-Plattformen sei es nicht anders. Für WEISS können sie wichtige Treiber und Enabler der Digitalisierung im Maschinenbau sein, weil sie die Vernetzung unterstützen, die Kommunikation vereinfachen und durch intelligente Datenanalysen zusätzliche Effizienzgewinne in der Produktion ermöglichen.  

 

*Roland Berger in Koop. mit dem VDMA: Link

*Lünendonk & Hossenfelder: Link

 

Ansprechpartner

Sonja Aufrecht
Marketing & Communications Manager
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sonja.aufrecht@weiss-world.com