Maßgeschneidert für die Masse

Individualisierbare Produkte und Services werden immer selbstverständlicher. Damit Handel und Hersteller passgenau auf den Trend zur Mass Customization reagieren können, entwickelt WEISS flexible Lösungen für die rentable Fertigung bis zur Losgröße 1. 


Individualisierung gilt seit Jahren als Megatrend, der das Konsumverhalten tiefgreifend verändert und Handel wie Industrie gleichermaßen herausfordert. In den Konsummärkten ist die Botschaft längst angekommen. Wer möchte, kann sich im Internet mit wenigen Mausklicks sein persönliches Müsli zusammenstellen oder Material und Farbe von Sportschuhen individualisieren. Innerhalb weniger Jahre ist ein ganz neuer Markt für Anbieter entstanden, die sich auf die massenhafte Produktion von individualisierten Produkten spezialisiert haben – vom Maßhemd über Haarpflegeprodukte mit kombinierbaren Zutaten bis zum Lippenstift mit persönlicher Gravur. 

In der Industrie sieht es kaum anders aus. Auch hier verlangen Kunden zunehmend maßgeschneiderte Produkte und Lösungen. Bislang können aber nur wenige Unternehmen Einzelstücke zum Preis von Massenware herstellen. Laut einer Studie der Technologieberatung Staufen sind rund 14 Prozent der befragten Betriebe in Deutschland zur rentablen Produktion mit Losgröße 1 fähig. Fast die Hälfte will nachziehen und innerhalb der nächsten zehn Jahre zur individuellen Fertigung übergehen, weil sie glauben, dass der Übergang zur individuellen Produktion für sie und ihre Branche ein wichtiges strategisches Thema ist. Schaut man sich etwas genauer an, was die zunehmende Individualisierung unserer Gesellschaft bedeutet, wodurch der Trend verstärkt wird und wie er sich auf das Einkaufsverhalten auswirkt, dürfte diese Einschätzung zutreffen.  

Digitalisierung beschleunigt den Trend zur Individualisierung
Individualität ist gelebte Wahlfreiheit. Je größer die Wahlfreiheit wird, desto weiter schreitet der Prozess der Individualisierung voran. Ging es im 20. Jahrhundert noch vor allem darum, mehr Selbstverantwortung zu übernehmen und Autonomie zu erlangen, ist Individualisierung heute in erster Linie gleichbedeutend mit dem Wunsch nach Selbstverwirklichung, Selbstoptimierung und Einzigartigkeit.

Konsum spielt bei der permanenten Arbeit am eigenen Ich eine zentrale Rolle, weil Kaufentscheidungen davon abhängig gemacht werden, inwiefern sie dabei helfen, selbst gesteckte Ziele zu erreichen und sich von anderen zu unterscheiden. Industriell gefertigte, heutige Massenprodukte sind dazu aber kaum noch in der Lage, weil sie überall verfügbar und für einen Großteil der Verbraucher erschwinglich sind. Die Folge: Traditionelle Massenmärkte erleben deshalb seit Jahren eine zunehmende Aufsplitterung in Segmente mit individualisierten Angeboten.

Ein wesentlicher Treiber dieser Veränderung ist die Digitalisierung aller Lebensbereiche. Sie sorgt nicht nur für eine gigantische Markttransparenz und -vielfalt, sondern erzeugt und vergrößert auch den Wunsch nach individualisierten Angeboten. Netflix, Maxdome, Facebook oder Spotify zeigen jedem Nutzer vollständig personalisierte Inhalte und sorgen so für ein optimales Nutzererlebnis, während die Reichweite von traditionelle Massenmedien Jahr für Jahr schrumpft.

Gleichzeitig gibt es inzwischen für viele Produktgattungen vom Auto bis zur Finanzdienstleistung Online-Konfigurationen, mit denen sich Angebote den eigenen Vorlieben entsprechend optimieren lassen. Damit werden passgenaue oder anpassbare Produkte mehr und mehr zur Norm, während Wettbewerbsprodukte ohne Individualisierungsoption auf lange Sicht bedeutungslos werden. Sie passen nicht mehr zum neuen Beuteschema der Kunden, das auf individuelle Nutzenmaximierung abzielt. 

Große Chancen für Hersteller – und eine riesige Herausforderung
Natürlich wird der Megatrend Individualisierung nicht nur von Technologie, Konsumenten und Einkäufern vorangetrieben. Auch Hersteller nutzen die Entwicklung und Produktion von individualisierbaren Lösungen, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und neue Geschäftspotenziale zu erschließen. Ihnen bietet Individualisierung die Chance:

  • sich durch ein Alleinstellungsmerkmal vom Wettbewerb zu differenzieren und der Commodity-Falle zu entgehen
  • die Preissensibilität von potenziellen Kunden zu dämpfen und Preisvergleiche zu erschweren

  • die Kundenzufriedenheit und -bindung durch datenbasierte Orientierung an individuellen Präferenzen zu erhöhen

  • das optimierte Angebots-Nachfrage-Fit als Türöffner für Neugeschäfte und innovative Geschäftsmodelle zu nutzen

  • die Retourenquote zu senken, weil die Rücknahme bei individualisierten Produkten meist ausgeschlossen ist und die gelieferte Ware häufiger den Erwartungen entspricht

Was gut klingt, hat allerdings einen gewaltigen Haken. Um maßgeschneiderte Lösungen fertigen zu können, sind Technologie und Innovation gefragt, weil die vorherrschenden statischen Produktionslinien nicht für Losgröße 1 im Rahmen der kundenindividuellen Massenproduktion geeignet sind. Erforderlich sind stattdessen Smart Factories, mit denen sich die Produktionsprozesse flexibel in Echtzeit anpassen lassen. Entscheidend dafür ist ein hoher Standardisierungs- und Automatisierungsgrad.

Zudem müssen alle Anlagenkomponenten in Echtzeit miteinander kommunizieren können, damit die benötigten Teile in der richtigen Menge zur richtigen Zeit an der richtigen Station vorhanden sind. Das wiederum funktioniert aber nur, wenn Lieferanten ins ERP-System der Hersteller eingebunden sind. Erst dann können sie die benötigten Rohstoffe just in time liefern. 

Die Alternative zur Smart Factory: Soft Customization im Service 
Wer auch ohne Smart Factory ans Ziel kommen will, hat zwei Alternativen. Zum einen bietet das Konzept der Modularisierung eine kosteneffiziente Möglichkeit, individuelle Kundenwünsche zu erfüllen. Zum anderen muss die Individualisierung nicht zwingend in Form einer „Hard Customization“ in der Produktion erfolgen. Sie kann auch „Soft“ im Service stattfinden.

Lösungen für Losgröße 1
Für WEISS ist Individualisierung bereits seit mehreren Jahren ein Thema. Der Automationsexperte stellt sich der Herausforderung mit verschiedenen Aktivitäten, die den Individualisierungsgrad der eigenen Lösungen und damit auch der Kundenanwendungen erhöhen.

Zu ihnen gehört eine dezidierte Modularisierungsstrategie in Kombination mit der Entwicklung von Mehrwertdiensten, die Anwender zum Beispiel bei der flexiblen Anpassung der Systeme im Produktionsalltag unterstützen. Auch in einem anderen Bereich ist Losgröße 1 für Kunden und potenzielle Neukunden heute schon Realität: Zum Beispiel lassen sich mit dem Online-Konfigurator von WEISS Rundschalttische individualisieren, die in der nächsten Ausbaustufe zusammen mit einem digitalen Zwilling und Apps für Mehrwertdienste wie virtuelle Inbetriebnahme und die auftragsbezogene Ansteuerung nutzbar sein werden.

Ein weiterer Baustein in Richtung Individualisierung ist der zukünftige Ausbau des Kundenportals „WEISS World“ zu einer Customer Suite mit personalisierten Informationen und einem schnell wachsenden Angebot an kundenorientierten Services.

Mass Customization braucht Bewegung
Auch mit seinen Komponenten ist WEISS Enabler für Losgröße 1. Als mechatronische Systeme sind die Komponenten steuerbar und mit entsprechenden Softwaremodulen beispielsweise für ein „easy to use“ vorbereitet. „Für komplexe Funktions- und Applikationsanforderungen bietet WEISS etwa mit seinen Robotern, Achs- und Transfersystemen funktionsfertige Subsysteme und Baugruppen an, die flexibel konfiguriert und individuell programmiert werden können. Zeit und Kosten im Anlagen-Engineering, bei Umrüstvorgängen und im Einsatz der Systeme zu sparen, sind Markt- und Kundenanforderungen, denen wir uns quasi täglich stellen“, sagt Fabian Hübner, Director Global Product Management. Aktuelles Beispiel: der Delta Roboter DR, mit dem sich Konsum- oder andere Produkte problemlos realisieren lassen, weil er nicht nur für einen, sondern für mehrere Prozessschritte wie Verpacken, Montieren oder Sortieren einsetzbar ist.

 

Für Fabian Hübner spielen diese Systeme eine mitentscheidende Rolle in der individualisierten Produktion von morgen. „Losgröße 1 funktioniert nur, wenn sie genauso kosteneffizient ist wie die Serienproduktion. Das hat zur Folge, dass wir den Automatisierungsgrad weiter steigern, dabei aber die Komplexitäten reduzieren müssen und werden, weil es immer noch zu viele nicht wertschöpfende Arbeitsschritte in der Produktion gibt.“  

Um das zu ändern, brauche es verschiedene flexible und vor allem mobile Prozessschritte, gibt Fabian Hübner zu bedenken. „Genau hier setzen wir an, denn der Beitrag von WEISS besteht darin, dass wir die nötigen Bewegungen in 2D, 3D, 4D, rund oder längs wirtschaftlich und flexibel bis zur Losgröße 1 abbilden können. Und zwar wiederverwendbar und servicefähig. Das ist unsere Mission.“

  

Ansprechpartner

Sonja Aufrecht
Marketing & Communications Manager
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